Die Muttervergiftung



„Mein Sohn ist so aufmerksam“, berichtet eine Mutter der anderen. „Jede Woche schickt er mir Blumen!“ „Mein Sohn denkt auch dauernd an mich“, sagt die andere. „Jede Woche, wenn er zu seinem Psychiater geht, spricht er über nichts anderes, nur über mich!“
(Unbekannt)

Bei meinen Recherchen fand ich das Buch „Der Lilith-Komplex. Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit“ von Hans-Joachim Maaz.Er erwähnt darin den meiner Ansicht nach sehr treffenden Begriff „Muttervergiftung“.

„Wenn die Mutter schon beim Stillen eigene Bedürfnisse übermittelt, die für das Kind eine Überforderung sind, dann "vergiftet" sie bereits mit ihrer Milch den Säugling.“
(Seite 70, Hans-Joachim Maaz „Der Lilith-Komplex“, dtv, 5. Auflage, Mai 2008)

Sie setzt damit ihre eigenen seelischen Bedürfnisse über die des Kindes und verursacht dadurch unterbewusst eine seelische Vergiftung des Kindes.Das Kind erfährt dadurch keine bedingungslose und wirkliche Liebe, sondern eine, die an Bedingungen geknüpft ist. Die nonverbale, unterbewusste Botschaft der Mutter lautet: Kind, funktioniere, wie ich möchte, oder du wirst mit Liebesentzug bestraft.

Bei einem Säugling im Unterbewusstsein landet diese Botschaft jedoch etwas abgewandelt: Ich muss mich verhalten, wie Mami es möchte, oder ich werde sterben! Ein Kind kann sich nicht selbst ernähren, deshalb ist das Wohlwollen der Mutter seine Lebensversicherung.Diese Abhängigkeit ist vergleichbar mit der Situation eines Inhaftierten in einer Gefängniszelle, der dem Wärter ausgeliefert ist, welcher ihm das Essen bringt. Verscherzt der Inhaftierte es sich mit dem Wärter, muss er um sein Essen fürchten! Ihm bleibt keine andere Wahl, als sich anzupassen sowie unterzuordnen, und sich von der möglichen Bedrohung abzulenken! Förderlich für das eigene Selbstbewusstsein ist diese Situation nicht, sie ist demütigend.


Eine Rätselfrage zwischendurch:
Welcher lateinische Satz steht bei Angelina Jolie als Tätowierung über ihrem Bauchnabel?

A) "Quod me nutrit, me destruit" (Was mich ernährt, zerstört mich).
B) Quod licet Iovi, non licet bovi. (Was Jupiter erlaubt ist, darf der Ochse noch lange nicht.)
C) Nemo sine vitiis nascitur. (Kein Mensch wird ohne Fehler geboren.)

Lösung A ist richtig.

Ein Kind, das nicht bedingungslos geliebt wird, kann nie ausreichend Vertrauen in sich selbst entwickeln und sich als liebenswert empfinden. Jede Mutter, die ihre „Liebe“ mit Bedingungen verknüpft, setzt damit den Grundstein für alle möglichen späteren Süchte ihres Kindes. Das Kind bleibt dann seelisch ungesättigt, und es entsteht ein Defizit in ihm. Dieses Vakuum erzeugt einen Unterdruck, einen Sog, der in einem zwanghaften Konsumverhalten sichtbar wird: Das Kind wird sich gierig und krampfhaft alles einverleiben wollen, um dadurch die innere Leere zu bekämpfen.Das vergiftende, egozentrische Verhalten der Mutter erzeugt unerträgliche Ängste und Schmerzen in der Seele eines Kindes. Das Kind hält nun nach möglichen Mitteln Ausschau, wie es diesen Schmerz lindern kann.

„Nicht die Droge macht süchtig, sondern der bedürftig gebliebene Mensch sucht und nimmt Mittel in seinen Dienst, um sich vom schmerzhaften Defizit abzulenken oder mit etwas vollzudröhnen, um nicht mehr zu fühlen, was ihm fehlt.“
(Seite 87, Hans-Joachim Maaz „Der Lilith-Komplex“, dtv, 5. Auflage Mai 2008)

Nebenbei bemerkt: Was bringt also eine Drogenbekämpfungspolitik?

Gar nichts. Da die Ursache nicht geklärt ist. Erst wenn die Muttervergiftung der einzelnen Menschen bereinigt ist, besteht keine Nachfrage mehr nach Drogen. Und wo kein Bedarf entsteht, wird auch niemand etwas anbieten. Aber dies möchte die heutige Gesellschaft nicht wahrhaben. Es ist halt einfacher, das schlechte Gewissen zu vergessen, wenn die Drogenhändler für schuldig erklärt und bekämpft werden.

Mütter sollten sich eingestehen, dass sie die Ursache für Kinder sind, die außer Rand und Band geraten und lieber ihre eigenen seelischen Baustellen bereinigen. Da dies meistens nicht der Fall ist, kommen beim Kind Ersatzbefriedigung und andere Abwehrmechanismen ins Spiel.

Hier folgen weitere Erkenntnisse von Hans-Joachim Maaz:

Für die Suchtentwicklung eignen sich am einfachsten die unbefriedigten Grundbedürfnisse.Aus Essen wird Fressen, Trinken wird zum sinnlosen Besaufen, Sexualität entartet in Perversität, Freude an der Bewegung mutiert zum Extremsport, Lebensfreude wird zur Todessehnsucht, Freude am eigenen Handeln verwandelt sich in Leistungssucht, Entdeckungsfreude verkommt zur Vergnügungssucht, spielerisches Lernen endet in einer Spielsucht und Liebe wird mit Geld gleichgesetzt.Das schöpferische Menschsein verliert seine Bedeutung, stattdessen wird der schöne Schein und das Haben an erste Stelle gesetzt. Was innen fehlt, wird krampfhaft im Außen gesucht.

(Seite 87, Hans-Joachim Maaz „Der Lilith-Komplex“, dtv, 5. Auflage Mai 2008)

Ein Bekannter von mir, bei dem fast jedes Grundbedürfnis ungesättigt blieb, formulierte es einmal so: „Ich vernasche am liebsten Frauen, spiele Poker, mache Party und saufe, allerdings ohne dabei die Arbeit zu vernachlässigen!“ Ich fragte ihn, ob sein Leben eigentlich ein Albtraum ist, von dem er sich mit Sex, Alk und Poker ablenkt...“

Die Kompensationssucht wird erst dann aufhören, wenn der Mann den Ursprung des Defizits erkennt. Wenn er die damit verbundenen ernüchternden schmerzlichen Erfahrungen annimmt, sie erlebt und sich selbst und seiner Mutter vergibt.

Letzteres kann schwer im Magen liegen und einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Wenn dies aber geklärt ist, kann ein Mann in Frieden mit sich selbst leben und ein gesundes Selbstbild verinnerlichen. Er benötigt dann nicht mehr die Anerkennung von der Umwelt. Er trinkt aus seiner eigenen Quelle und braucht keine propagierte Cola mehr von Außen konsumieren. Er achtet sich dann ohne übertriebene Muskeln, einen langen Joystick und Porsche. Er muss auch kein vermeintlicher Star mehr sein.

Was mit einem Menschen passiert, der von der Außenwelt abhängig ist, wird dann für alle offensichtlich, wenn sich prominente Menschen bei ihrer verzweifelten Suche nach wirklicher Liebe in Süchten verlieren und dabei tragisch zu Tode kommen.

Dieses diffuse Gefühl der Tragik empfand ich das erste Mal, als ich von James Dean und seinem frühen Tod hörte. Michael Jackson ist nun das aktuelle Opfer dieser Süchte. Aus seinem unersättlichen Hunger nach Liebe wurde eine vergebliche Jagd nach Schönheit, Erfolg und Anerkennung! Näheres über James Dean und Michael Jackson folgt im nächsten Abschnitt.

Natürlich ist nicht nur eine übersorgliche Mutter Gift für das Kind. Eine Mutter, die ihr Kind offen ablehnt, wirkt auch vergiftend. Etwa eine Mutter, die kleine Prinzessinnen bevorzugt und ihren Sohn bewusst oder unterbewusst dafür bestraft, dass er ein Mann, wie sein vermeintlich böser Vater ist.Die heutige Gesellschaft bietet keine wirklichen Heilmittel für die Muttervergiftung an. Sondern nur Mittel zur Symptom-Bekämpfung, welche die wirkliche Ursache nur noch weiter unter den Teppich kehren.

In Form von Bulimie oder Ess-Störungen wird die „Muttervergiftung“ sehr offensichtlich.

Nahrung = Mutter.
Die Nahrung wird mit der Mutter gleichsetzt, unterbewusst als Gift wahrgenommen und wieder ausgekotzt.

Das ist es in meinen Augen, worunter die Gesellschaft heute wirklich leidet: Unter einer extremen, sehr subtilen Form der Muttervergiftung.

Je ausgeprägter die Muttervergiftung ist, desto kränker ist die Gesellschaft.
Je heftiger die Muttervergiftung ist, desto dominanter wird auch das Patriarchat!

Welcher männliche „muttervergiftete“ Politiker wird sich nicht gerne (unterbewusst) an allen Frauen dafür rächen, dass seine Mutter eine „Katastrophe“ für ihn war?Frauen ernten durch ein Patriarchat nur das, was sie selbst ausgesät haben!

„An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen.“
In diesem Fall Mütter, die ihre Kinder seelisch vergiftet haben.


„Das Schicksal des Staates hängt vom Zustand der Familie ab.“
(Alexandre Rodolphe Vinet)